Chronik

‚Apotheke zum Goldenen Elefanten, Liechtensteinstraße 72 in den 1950er Jahren‘.

Die letzten 250 Jahre waren eine bewegte Zeit, in der oftmals kein Stein auf dem anderen geblieben ist. Umso mehr freut es uns, dass die Versorgung mit Arzneimitteln im 9. Bezirk eine so lange und ununterbrochene Tradition aufweist. Unsere Apotheke existiert mit Standortwechsel innerhalb der Liechtensteinstraße seit 1766 und ist die älteste im 9. Wiener Gemeindebezirk.

‚Haus zur Dreifaltigkeit, Liechtensteinstraße 93 um 1966‘.

Von den Anfängen bis nach dem 2. Weltkrieg

  • Die Anfänge

    Als die Apotheke am 12. November 1766 eröffnete, war die von Adam Fürst Liechtenstein gegründete Vorstadt Lichtental allerdings noch kein Teil von Wien. Auf Wunsch des Fürsten beschloss das „Collegium Pharmaceuticum“ – die damalige Vertretung der Apotheker Wiens eine Filialapotheke im Lichtentaler Haus zum goldenen Elephanten zu eröffnen.
    Dieses Haus gehörte einer Witwe Namens Ursula Startzin, welche die Räumlichkeiten um eine jährliche Miete von 131fl. an den Leiter der Apotheke, dem k.u.k. Feldprovisor Matthias Binder vermietete.
    Außerdem wurden im selben Haus Wohnräume für die Angestellten der Apotheke – für heutige Ohren damals etwas geringschätzig als „Subjekte“ bezeichnet- angemietet.
    Bald nach Eröffnung der Apotheke wurde Personal aufgestockt, da nun auch das Militärspital im heutigen 6. Bezirk mitversorgt werden musste.

    Im Jahre 1774 wurde Matthias Moser Provisor (Leiter) der Apotheke. Er hatte einen berühmten Sohn, auch Apotheker, der später in seiner eigenen Apotheke „zum goldenen Löwen“ im 8.Bezirk die erste öffentliche Gasbeleuchtung in Wien installierte. Außerdem gründete er die Gremial-Bibliothek der Apotheker aus der schließlich die heutige Bibliothek der österreichischen Apothekerkammer hervorging.

  • Das Zeitalter Kaiser Josefs II.

    Schon im Jahre 1782 übernahm der Provisor Johann Müller die Leitung der Apotheke. In diese Zeit fällt auch der Beschluss Kaiser Josefs II. die Privilegien des Apothekergremiums im Zuge seiner Reformen aufzulösen. Daher musste das Gremium alle Apotheken in seinem Besitz verkaufen, wodurch der bisherige Leiter Müller die Apotheke um 8100fl. erwerben konnte.

    Provisor Müller starb im Jahre 1792 doch seine Witwe, Magdalena Müller führte die Apotheke mit mehreren Pächtern bis zu ihrem Tod im Jahre 1835 weiter. In diese Zeit fiel auch die Choleraepidemie in Wien im Jahre 1831-1832. Damals war eine dringende Versorgung der Patienten in den umliegenden Gemeinden nötig. Daher wurde seitens der Behörde der Auftrag erteilt, eine Filialapotheke am Himmelpfortgrund zu eröffnen. Diese Filialapotheke versorgte die Bevölkerung mit dringend benötigten Arzneimitteln. Sie existierte allerdings nicht sehr lang denn bereits 1835 wurde im Zuge der Neuausschreibung diese Filiale wieder geschlossen.

  • Das 19. Jahrhundert

    Nach dem Tod der Witwe von Provisor Müller wurde die Leitung der Apotheke neu ausgeschrieben und Ph. Mr. Wilhelm G. Schmidt bekam den Zuschlag. Es spricht für die Modernisierung und professionalisierung des Berufsstandes, dass bereits in der ersten Hälfte des 19. Jhds. Nur mehr Apotheker die das Studium der Pharmazie beendet hatten und somit den Titel Mr. Ph. trugen, berechtigt waren die Leitung einer Apotheke zu übernehmen. Apotheker Schmidt beantragte auch die Umwandlung der Apotheke in ein verkäufliches Apothekengewerbe.
    Apotheker Mr. Ph. Schmidt starb nach 10 Jahren am 9.2.1849 und es folgte Mr. Ph. Ferdinand Pröbstl. Aus Gesundheitlichen Gründen verpachtete Mr. Ph. Pröbstl ab 1867 die Apotheke an Ph. Mr. Franz Wiesinger und ab 1878 am Mr. Ph. Gustav Peter Weis. Apotheker Pröbstl starb schließlich am 27. Oktober 1888 und der bisherige Pächter Mr. Ph. Weis kaufte die Apotheke. Allerdings musste auch er aus gesundheitlichen Gründen bald einen Mitarbeiter, Mr. Ph. Matousek, mit der Führung der Apotheke beauftragen und starb bald am 2.11. 18999. Die Witwe von Mag. Weis führte die Apotheke mit mehreren Pächtern weiter unter ihnen Ph. Mr. Eugen Hacker, der die Apotheke im Jahre 1917 schließlich erwarb.

  • Der 2. Weltkrieg

    Mit Ph. Mr. Eugen Hacker beginnt ein dunkles Kapitel in der bisher schon langen und abwechslungsreichen Geschichte der Apotheke zum goldenen Elephanten.
    Mr. Ph. Eugen Hacker war ungarischer Staatsbürger und Jude. Er führte die Apotheke während der Zwischenkriegszeit bis ins
    Jahre 1938. Mit Beginn des zweiten Weltkrieges wurden Juden gezwungen, ihr Eigentum zu verkaufen. So musste auch Ph. Mr. Eugen Hacker die Apotheke weit unter Wert an Ph. Mr. Otto Nicoladoni, einem NSDAP Parteimitglied verkaufen. Er wurde zuerst nach Ungarn in seine Heimat und von dort nach Polen deportiert. Danach verliert sich die Spur, er überlebte den Holocaust nicht und wurde 1947 für tot erklärt.

Modernisierung in der Nachkriegszeit

1945 wurde die Apotheke unter öffentliche Verwaltung gestellt und Ph. Mr. Thomas Mauracher als Verwalter eingesetzt. Die Apotheke wurde auf Antrag von Samuel Hacker, dem Neffen von Mr. Ph. Eugen Hacker im Jahre 1948 den Hinterbliebenen zurückgestellt und mit Hilfe eines Pächters weiter betrieben. Die Apotheke war zu dieser Zeit im Haus Liechtensteinstraße 72 untergebracht und war sehr baufällig.
Die Gemeinde Wien kaufte das Haus der Apotheke im Jahre 1966 von Samuel Hacker, trug es ab und errichtete an seiner Stelle das heutige Wohnhaus der Gemeinde Wien.
Die Apotheke übersiedelte im Gegenzug in das gegenüber ebenfalls gerade neu errichtete Wohnhaus der Gemeinde Wien, Liechtensteinstraße 93.

Die Apotheke heute

Bis zum heutigen Tag gab es mehrere Konzessionswechsel.
Seit 2016 dürfen Mag. pharm. Alexander Heinrich und sein Team für Sie sorgen!

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